
(Das Finanzierungs-Interview_Kerstin Döweler | Thomas Fuhlrott)
Kerstin: Ihr blickt ja heute auf über zehn erfolgreiche Jahre zurück. Aber wie war das denn im ersten Jahr? Ihr brauchtet Startkapital für das Öl, hattet Zinsen und Ölpreise kalkuliert, aber wusstet ja nicht, ob auch wirklich viele Kunden Öl bei Euch kaufen werden. Wie seid Ihr denn mit diesem Risiko umgegangen bzw. was wäre passiert, wenn Ihr zu wenig Öl verkauft hättet?
Thomas: Auch das hatten wir natürlich mitbedacht. Die von uns angekaufte Ölmenge war damals noch nicht so groß. Hätten wir zu wenig davon verkauft, hätten wir das geliehene Geld aus der eigenen Tasche aufbringen müssen. Weil die Geldbeträge nicht so hoch waren, hätte das auch funktioniert. Allerdings wären wir damit wahrscheinlich damals länger als ein Jahr beschäftigt gewesen. Darüber waren unsere Geldgeber genau informiert. Der Fall ist aber nicht eingetreten, weil wir die zu verkaufenden Ölmengen von Anfang an gut, d.h. realistisch kalkuliert haben. Es ist eben auch wichtig, sich nicht zu überschätzen.
Kerstin: Du sagtest vorhin, Freunde, denen Du das Zait-Konzept vorgestellt hast, hätten Dein Engagement gespürt, dem Olivenölhandel neue, positive Impulse zu geben. Inwieweit war und ist denn Euer Ansatz, neue Impulse für die Ökonomie und speziell den Olivenölhandel zu geben, grundlegend für das gute Funktionieren des Finanzierungsmodells gewesen?
Thomas: Unsere Ausrichtung von Zait war und ist ganz wesentlich für den Erfolg. Unsere Ideen und unser gesamtes Konzept beruhen eben nicht auf einem üblichen Marketingkalkül nach dem Motto: wie machen alles wie andere auch, müssen dabei aber irgendwie auffallen. Es ging uns im Gegenteil von Anfang an darum, die Art, in der konventionell Olivenöl gehandelt wird, kritisch zu hinterfragen, Missstände zu erkennen sowie die Dinge, die schlecht sind und einen selbst ärgern, anders und gut zu machen. Im Olivenölhandel gab und gibt es eine Notwendigkeit für mehr Qualitätskontrollen, mehr Transparenz für die Verbraucher und überhaupt für bessere Qualität. Nativ Extra ist auf dem deutschen Markt nur ein Mindestqualitätsstandard. Das wissen die meisten Verbraucher gar nicht und kaufen solches Öl oft viel zu teuer ein. Daher war unser Ziel, hochwertiges und streng kontrolliertes Olivenöl zu vernünftigen Preisen auf den deutschen Markt zu bringen. Vernünftig heißt dabei vor allem, die Produzenten für ihre hochwertige Arbeit angemessen bezahlen zu können, so dass sie auch weiterhin besondere Qualität auf ökologisch sinnvolle Weise produzieren werden. Es heißt auch, strenge Qualitätskontrollen von unabhängigen Laboren durchführen lassen zu können, auch wenn wir dazu nicht gesetzlich verpflichtet sind. Wir wollen das so, weil dadurch beste Qualität gewährleistet wird.
Die Leute, und damit meine ich auch unsere Geldgeber, haben das verstanden und finden gut, dass wir diesen Weg gehen. Sie merken, dass es uns wichtig ist. Dass es uns um mehr geht als den Profit, das rein Wirtschaftliche, nämlich um sinnvolle, nachhaltige Vorgehensweisen mit dem Blick auf alle Aspekte des Handels, der Qualität, der Zusammenarbeit mit unseren Produzenten, des Umgangs mit Ressourcen und des Miteinander leben und arbeiten an sich. Es geht uns darum, neue Potenziale aufzuzeigen, wie wir heute und in Zukunft vernünftig wirtschaften können, d.h. in Einklang mit Mensch und Umwelt qualitativ Ökonomie betreiben. Ohne Ökonomie wird es nämlich nicht gehen, aber die Art, in der wir Ökonomie betreiben, muss sich angesichts der heutigen sozialen und ökologischen Verwerfungen dringend ändern. Es wird uns nichts bringen, dabei auf andere zu warten. Wir müssen selbst aktiv werden, und genau das ist für uns bei Zait wesentlicher Antrieb.
Hätte ich dagegen ein Konzept präsentiert, dass mich einfach so schnell wie möglich reich macht, völlig egal mit was, es ginge mir nur um Geld – keiner meiner Freunde oder Bekannten hätte mir Geld geliehen, da bin ich absolut sicher. Die hätten gedacht: warum soll ich Thomas unterstützen? Damit er schnell reich wird? Ich glaube, der spinnt.
Kerstin: Zum Abschluss noch die Frage, zu welchem Zeitpunkt im Jahr Ihr das Geld von den Geldgebern braucht.
Thomas: Das ist regelmäßig zu Anfang eines Jahres, damit wir dann das von unseren Produzenten aus der aktuellen Ernte hergestellte Olivenöl frisch einkaufen und hier anbieten können. Für alle, die für uns Geldgeber sein wollen, heißt das: bald ist es wieder soweit. Wer Interesse hat, sollte sich bei uns melden.
Kerstin: Gut, dann haben wir jetzt alle wichtigen Fakten besprochen, oder fehlt noch was?
Thomas: Ja, eine Sache möchte ich zum Abschluss gerne noch sagen. Ich kann Gründern nur raten, bei Bedarf ebenfalls eine solche Art von Finanzierungsmodell für sich zu erarbeiten, schon weil es eine bestimmte Unabhängigkeit von Banken mit sich bringt. Überhaupt ist es hilfreich, das eigene Unternehmenskonzept den Freunden und der eigenen Familie vorzustellen. Die Erfahrung zeigt: Wenn du diese Menschen überzeugst, dann helfen sie dir auch. Es ist außerdem ein wunderbarer Test. Wenn du nämlich nicht einmal diese dir nahe stehenden, zugewandten Menschen von deinem Konzept überzeugen kannst, wie willst du erst andere Menschen für das Vorhaben gewinnen?
Kerstin: Thomas, vielen Dank für das Interview.
Zum krönenden Abschluss des Artikels haben wir auch dieses Mal natürlich ein Rezept für einen einfach herzustellenden Leckerbissen mit Zait-Olivenöl.

Weichen Ziegen- oder Schafskäse, Majoran, Kräuter der Provence oder nach Belieben andere Kräuter und Pfeffer mit der Gabel musen

und so viel Öl hinzugeben, bis eine cremige Masse entsteht.

Sehr lecker auf Weißbrot.
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